fromme Schenkung

Reliquie des seligen Karl aus dem Hause Österreich in St. Rochus

Im Rahmen eines feierlichen Hochamtes wurde am 25. Jänner 2015 das Bild mit Relique des seligen Kaisers Karl aus dem Hause Österreich enthüllt.

Am 3. Oktober 2004 hatte der hl. Johannes Paul II. in Rom neben der westphälischen Visionärin Anna Katharina Emmerich den letzten Kaiser von Österreich seliggesprochen. Ein Urenkel des letzten Kaisers hat uns eine Reliquie des seligen Karl geschenkt und eine Familie der Pfarre dazu ein Bild anfertigen lassen.

Beide wurden am 25. Jänner feierliche enthüllt und durch unseren Präpositus geweiht.

Lesen Sie hier seine Predigt, was die Aktualität des letzten Habsburgerkaisers ausmacht und warum St. Rochus eine besondere Beziehung zu ihm hat.

  • Der Präpositus des Oratoriums, P. Felix, predigt über Leben und Sterben des sel. Kaisers Karl.
  • Eine Urenkelin des Seligen nimmt die Reliquie im Empfang.
  • Das Bild wir von der Assistenz enthüllt.
  • Segnung mit Weihwasser
  • Verehrung mit Weihrauch
  • gemeinsames Gebet zum seligen Karl
  • Das Volk wird mit der Reliquie gesegnet.
  • Die Büste des hl. Philipp verkündet den Beginn des Jubeljahres zu seinem 500. Geburtstag.
  • Noch am selben Tag wird die Reliquie eingesetzt werden.

Predigt anläßlich der Segnung des Bildes Karls von Österreich

Hochwürdige Mitbrüder, liebe Angehörige des Hauses Habsburg und des seligen Kaiser Karls, verehrte Mitglieder der Gebetsliga, liebe Brüder und Schwestern!

Der selige Karl von Österreich wurde am 17. August 1887 in Schloss Persenbeug geboren. Er war ein direkter Großneffe von Kaiser Franz Joseph. Seine Mutter, Ehzgn. Maria Josepha von Sachsen, war eine tief religiöse Katholikin. Karls Vater Ehzg. Otto war zwar kein guter Ehemann, legte aber seiner Frau nichts in den Weg, die Kinder gläubig zu erziehen; ja bemühte sich - hier eines Herzens mit Maria Josepha -  aktiv darum, dass Karl, der ja nach dem Tod Kronprinz Rudolfs in die engere Thronnachfolge rückte, vom Kaiserhof nur moralisch untadelige Erzieher zugewiesen bekam.[i] Der junge Erzherzog wird als aufgewecktes Kind beschrieben, fromm und empathisch für andere. Einer seiner religiösen Erzieher, P. Geggerle O.P., schrieb später über ihn: „Sein Charakter war der eines ganz bescheidenen, wahrheitsliebenden, gewissenszarten und denkbar frommen Kindes, seine Bescheidenheit war ein hervorstechender Zug auch seines späteren Lebens. Ich sah ihn nie zornig, eigenwillig, rechthaberisch oder streitwillig und unversöhnlich. Er war schnell für das Gute eingenommen. Eine Lüge zu sprechen oder eine lügenhafte Ausrede zu gebrauchen, war ihm ganz fremd. Ein schöner Charakterzug, das war seine Erkenntlichkeit, Treue und Dankbarkeit.“[ii]  Karl war von klein auf ein großer Verehrer der Mutter Gottes, in die er zeitlebens großes Vertrauen setzte, und nahm, wie es der Pietas Austriaca des Hauses Österreich entsprach, bis zu seinem Lebensende täglich an der Feier der hl. Messe teil. Er hatte als Erwachsener die Gewohnheit, eine halbe Stunde nach der Messe in der Danksagung vor dem Allerheiligsten zu verbringen. Eine starke eucharistische Frömmigkeit wie auch eine sehr persönliche Herz-Jesu-Verehrung prägten seine Spiritualität. Als Karl älter wurde, erhielt er auch Unterricht im Schottengymnasium, und studierte später neben seiner militärischen Ausbildung Rechtswissenschaften an der Universität in Prag. Er sprach fließend Englisch und Französisch, sowie die Hauptsprachen der Monarchie: Ungarisch, Tschechisch und Kroatisch. In den Jahren 1909/10 verliebte er sich in die gut aussehende Prinzessin Zita von Bourbon-Parma, die er von Kindheitstagen kannte, und mit der er sich am 13. Juni 1911 verlobte. Zita stammte ebenfalls aus einer tief religiösen Familie mit 24 Kindern (!) aus zwei Ehen, war im Kloster der Heimsuchung im bayrischen Zangberg und später bei den Benediktinerinnen auf der Isle of Wight erzogen worden. Als er ihr den Verlobungsring an den Finger streifte, sagte Karl zu seiner Braut: „Jetzt müssen wir uns gegenseitig in den Himmel helfen!“[iii] Die beiden heirateten am 21. Oktober 1911 im niederösterreichischen Schwarzau mit dem Segen des Kaisers, der Zita nach der Hochzeitsmesse öffentlich liebevoll umarmte und damit das sonst übliche Hofzeremoniell umging. Papst Pius X. sandte eine herzliche persönliche Grußbotschaft gemeinsam mit dem Apostolischen Segen. Schon wenige Tage nach der Heirat unternahm das junge Paar eine Dankwallfahrt nach Mariazell. Es sollte eine innige, zärtliche und treue Ehe werden, gesegnet mit 8 Kindern.

Im Rahmen dieser Predigt kann unmöglich detailliert eingegangen werden auf das politische Wirken des seligen Karl. Einige Dinge will ich aber hervorheben. Als einziger der damaligen Regierenden wusste Karl aus eigener Fronterfahrung, wie grausam es in den Schlachten des Ersten Weltkriegs zuging, an dessen Zustandekommen er völlig unschuldig war. „Kaiser Karl war ein Mann des Friedens. In seinen Augen war der Krieg „etwas Entsetzliches“.[iv] (Heiliger Papst Johannes Paul II.) Daher schrieb er, als er 1916 nach dem Tod Kaiser Franz Josephs diesem auf dem österreichischen Thron folgte, in seiner Regierungserklärung : „Ich will alles tun, um die Schrecknisse und Opfer des Krieges in erster Frist zu bannen, die schwervermissten Segnungen des Friedens meinen Völkern  zurückzugewinnen…..Meinen Völkern will ich ein gerechter und liebevoller Fürst sein. Ich will ihre verfassungsmäßigen Freiheiten und sonstigen Gerechtsame hochhalten und die Rechtsgleichheit für alle sorgsam hüten.“ [v] Karl schwebte für die Zeit nach dem Krieg eine Konföderation von gleichberechtigten Staaten der Donaumonarchie vor Augen, in Personalunion unter der Habsburgerkrone verbunden. Er argumentierte das insbesondere mit der Tatsache, dass die Völker der Donaumonarchie wirtschaftlich lebensnotwendig aufeinander angewiesen waren. Auch innenpolitisch war er ein Reformer. Das erste Sozialministerium und das erste Gesundheitsministerium der Welt wurden von ihm ins Leben gerufen. Er ließ u. a. das Krankenversicherungsgesetz reformieren und erließ eine Verordnung zum Mieterschutz. Weitere Pläne waren eine Reform der Arbeitszeitregelungen und ganz allgemein gerechtere Bedingungen für die Arbeiter, deren Not ihm zu Herzen ging. Karls Friedensbemühungen, die durchaus erfolgreich hätten sein können, scheiterten tragisch. Es war, als ob in allem, was er hier in Angriff nahm, die Prophezeiung einer stigmatisierten Ordensschwester in Erfüllung gehen sollte, die über den siebenjährigen Erzherzog gesagt hatte: „Man muss viel für ihn beten, denn er wird einmal Kaiser werden und viel leiden müssen. Er wird ein besonderer Angriffspunkt der Hölle sein.“[vi] In seiner Predigt anlässlich der Seligsprechung Karls beurteilte der heilige Papst Johannes Paul II. alles in allem die Regierungstätigkeit des Kaisers mit folgenden Worten: „Von Anfang an verstand Kaiser Karl sein Herrscheramt als heiligen Dienst an seinen Völkern. Sein ernstes Bestreben war es, der Berufung des Christen zur Heiligkeit auch in seinem politischen Handeln zu folgen.“[vii]

Nach seinem Verzicht auf die Regierungsgeschäfte in Österreich – nicht aber auf die Kaiserkrone! - im November 1918 und nach zwei gescheiterten Restaurationsversuchen in Ungarn wurde Kaiser Karl im Jahr 1922 von den Entente-Mächten gewaltsam nach Madeira verbannt. Er und seine Familie waren praktisch mittellos. Ein Portugiese, der Mitleid hatte, bot der kaiserlichen Familie seine Villa nahe der Wallfahrtskirche „Nossa Senhora do Monte“ als Unterkunft an. Am 22. März 1922 erkrankte der selige Karl in dem feuchten ungeheizten Haus zunächst an einer Verkühlung, dann auch, geschwächt durch Sorgen und mangelhafte Ernährung, an einer doppelseitigen Lungenentzündung.  Diese führte schließlich zu einem langsamen qualvollem Sterben. Karl nahm das Leiden bewusst an. „Gott hat mir die Gnade geschenkt, dass es hier auf Erden nichts mehr gibt, das ich ihm zu opfern nicht bereit wäre, aus Liebe zu ihm und zum Wohl der heiligen Kirche“.[viii] Die körperliche Schwächung nahm Tag für Tag zu. Am 27. März heißt es: „Der Husten wird immer schlimmer. Das Fieber steigt auf  40,5 Grad. Karl beginnt zu phantasieren. Die Atemnot ist unerträglich. Sauerstoff wird gereicht...“[ix] Der Körper des Kranken ist durch schmerzhafte Terpentin- und Kampferinjektionen zerschunden. Schröpfköpfe und aufgelegte Senfpflaster führen zu schweren Brandblasen am Rücken. Am Abend des 27. März legt Karl eine Lebensbeichte ab. Er will, dass sein ältester Sohn, der damals neunjährige Kronprinz  Otto, beim Empfang der Krankensalbung dabei ist. Mit den Worten: „Der arme Bub. Ich hätte es ihm gerne erspart. Aber es war nötig ihn zu rufen, des Beispiels wegen. Er soll wissen, wie man sich in diesen Lagen benimmt, als Katholik und als Kaiser.“[x] Dann spricht er laut: „Ich verzeihe allen meinen Feinden, allen, die mich beleidigt haben und allen, die gegen mich arbeiten!“[xi] Am 28. März phantasiert der Kaiser – von den Wiener Kindern, denen er Milch verschaffen, von den verletzten Soldaten in den Lazaretten, denen er Erleichterung schaffen will. Die von den Terpentininjektionen wunden  Beine machen ungeheure Schmerzen. „Tut Ihnen das Bein weh?“ fragt der Arzt. „Überhaupt nicht.“ antwortet der Kaiser. „Es muss Ihnen aber sehr wehtun!“[xii] Am 31. März sagt Karl zu Gräfin Mensdorff: „Es ist doch gut, dass es ein Vertrauen auf das Hlgst. Herz Jesu gibt. Sonst wäre das alles nicht zu ertragen.“[xiii] Wenn er bei Bewusstsein ist, betet er ununterbrochen.  Angesichts seiner Atemnot spricht Zita ihm Mut zu, spricht davon, wie schwer es ist, in dieser Situation immer geduldig zu bleiben und nicht aufzubegehren. Er gibt zur Antwort: „Aufbegehren? Murren?  Wenn man den Willen Gottes kennt, ist alles gut. – Ich will dir jetzt ganz klar sagen, wie es mit mir ist. Mein ganzes Bestreben ist immer, in allen Dingen den Willen Gottes möglichst klar zu erkennen und zu befolgen, und zwar auf das vollkommenste.“[xiv] Am 1. April tritt der Todeskampf ein. Um 9 Uhr früh empfängt Karl die hl. Kommunion. Kaiserin Zita lehnt am Bett, den Kopf des Kaisers an ihrer Schulter. Um zehn Uhr sagt er: „Ich muss so viel leiden, damit meine Völker wieder zusammenfinden.“[xv] Später: „O mein Gott, diese und alle meine Sünden und Unvollkommenheiten  bereue ich von ganzem Herzen, weil ich dadurch Dich, mein Gott, beleidigt, Dir missfallen habe!“[xvi] Dann betet er für seine Kinder, sie alle einzeln aufzählend. Gegen dreiviertel zwölf verlangt er ein zweites Mal die hl. Kommunion, die ihm der Priester diesmal als letzte Wegzehrung reicht. Danach ruft Karl noch einmal nach Otto. Der kleine Bub kniet schluchzend am Bett seines sterbenden Vaters. Karl versucht zu beten. Sein letztes Wort ist „Jesus“.

Am 1. April 1922 um 12.33 verließ der letzte regierende Kaiser aus dem Hause Österreich diese Welt. Er hat sein Todesleiden für den Frieden seiner Völker aufgeopfert, ist selbst im Frieden übernatürlicher Liebe zu Gott heimgegangen. „Sei er uns allen ein Vorbild, besonders denen, die heute in Europa politische Verantwortung tragen“, sagte Johannes Paul II. bei der Seligsprechung am 3. Oktober 2004 in Rom.

Die Reliquie des Seligen, die sein Enkel Erzherzog Laurenz der Rochuskirche geschenkt hat, und das von der Familie Schuschnigg gestiftete Bild, in dem der Maler Viktor Rachnaev Karl  bewegend in seinem Sühneleiden dargestellt hat, sollen uns in unserem Gotteshaus zu unablässigem Gebet für den Frieden Österreichs und in der ganzen Welt einladen. Die frommen Habsburgerkaiser Ferdinand III. und Leopold I. haben die Rochuskirche gestiftet bzw. nach der Türkenbelagerung wieder aufgebaut. Neben dem Stifterbild der Rochuskirche, das gleich drei seiner großen Vorfahren im Gebet für das pestgeplagte Wien darstellt - die Kaiser Leopold I., Joseph I. und Karl VI. - , befindet sich nun auch das Bild des letzten österreichischen Kaisers im Gebet für seine Völker.

Wäre Karl unter glücklicheren Umständen und früher auf den österreichischen Thron gekommen, hätte er länger gelebt – es hätte vielleicht keinen Ersten und keinen Zweiten Weltkrieg gegeben, nicht das Grauen des sogenannten Dritten Reiches. Man fragt sich jedoch angesichts dessen, was Johannes Paul II. einmal die Diktatur des Relativismus genannt hat, und was wir momentan in Europa durchmachen: hätte ein katholischer Habsburger vom Format des seligen Karl Gesetze zur „Liberalisierung der Abtreibung“ oder das unlängst im Parlament beschlossene „Fortpflanzungsmedizin-Gesetz“ mit zugelassener Selektierung und Tötung sogenannter erbkranker Föten unterschreiben können? Er hätte es mit seinem Gewissen wohl nicht vereinbaren können. Mit Karl ging daher die große Zeit der katholischen Habsburger nach vielen Jahrhunderten nach irdischen Maßstäben armselig zu Ende, - in der christlichen Perspektive des Kreuzes, also übernatürlich gesehen, aber wohl glorreich in Vollendung. Als Christen glauben wir, dass am Ende der irdischen Geschichte das Reich Gottes triumphieren wird. In der heroischen Liebe Kaiser Karls zu Gott und den Mitmenschen, aber auch in seinem irdischen Streben und Scheitern, ist klar der Weg der Kreuzesnachfolge zu erkennen. Ich zitiere den heiligen Papst Pius X., der im Jahr 1911 in prophetischem Geist zur damaligen Prinzessin Zita von Bourbon-Parma sagte: „Karl wird der Nachfolger von Kaiser Franz Joseph sein. Und ich freue mich unendlich darüber, weil Karl der Lohn ist, den Gott diesem Österreich gewährt für alles, was es für die Kirche getan hat.“[xvii] Der heilige Papst Johannes Paul II., Sohn eines  altösterreichischen, dem Kaiser und den Habsburgern treu zugetanen Unteroffiziers, mag bei seinem Entschluss zur Seligsprechung Karls vielleicht ähnlich gedacht haben.

Amen


[i] Vgl. Demmerle, E., Kaiser Karl I. „Selig die Frieden stiften…“, Wien 2004, 35

[ii] Ebd., 33f.

[iii] Ebd., 54

[iv] Johannes Paul II., Predigt bei der Seligsprechung Karls von Österreich am 4. Oktober 2004

[v] Ebd., 22

[vi] Sr M. Vinzentia Fauland, Ursulinerin in Ödenburg, im Jahr 1895. Siehe Demmerle, 258

[vii] Johannes Paul II., Predigt bei der Seligsprechung Karls von Österreich am 4. Oktober 2004

[viii] Stephan Baier, „Tagespost“

[ix] Demmerle, 233

[x] Ebd., 234

[xi] Ebd., 233f.

[xii] Ebd., 235

[xiii] Ebd., 235

[xiv] Ebd., 236

[xv] Ebd., 237

[xvi] Ebd., 237

[xvii] Ebd., 56

 

 

 

 

 

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