Salvio Huix, der spanische Märtyrerbischof (1877-1936)

Treu bis in den Tod - der selige Oratorianer Salvio Huix Miralpeix, Märtyrerbischof von Lérida

Am 13. Oktober 2013 wurde der Oratorianer Salvio Huix Miralpeix gemeinsam mit 521 weiteren Märtyrern in Tarragona in Katalonien seliggesprochen. Der Bischof von Lleida ist der erste seliggesprochene oratorianische Märtyrer, der am 5. August 1936 „aus Hass auf den Glauben“ ermordet wurde.

Während des Spanischen Bürgerkrieges haben einige Oratorianer des heiligen Philipp Neri ihr Blut für ihren Glauben an Gott vergossen: Unter ihnen sind aus der Kongregation des Oratoriums von Barcelona-Gracia die Patres Pedro Garet Vilar del Bosch, Candido Vila Maneja, Aleix Soler Llobera, Joaquim Serra Auferil und Martì Subirà Arumi. Die Kongregation von Barcelona-Barrio gotico verlor den Präpostius P. Agustì Mas Folch, P. Josep Serra Altarriba und die Laienbrüder Emili Prat Miquel und Joaquim Bellera Morera, alles mutige Zeugen für das Evangelium. Die Kongregation von Vic, dem auch der Bischof Sal­vio Huix angehörte, verlor auch P. Ramòn Felius.

Zu den Opfern der Gewaltwelle nach Kriegsausbruch im Juli 1936 gehörte der Oratorianerbischof Salvio Huix Miralpeix von Lérida (heute Lleida). Er wurde am 22. Dezember 1877 in Santa Maria Margarita di Vellors in der Diözese Vic, etwa siebzig Kilo­meter nördlich von Barcelona, in Katalonien geboren. Die Eltern ent­stammten angesehenen lokalen Familien mit langer Tradition und tiefem Glauben, aus denen auch einige Berufungen zum Priestertum hervorgegangen waren. Salvio wuchs in einer Familie auf, in der der Glaube an Gott und die Liebe zu Kirche und Papst eine selbstver­ständliche Grundhaltung darstellten. Auf einem Berg lag das ge­räumige Anwesen der Familie, eine katalonische Masia, in der sich auch eine Kapelle befand, die Unserer Lieben Frau vom Berge Karmel geweiht war. In diesem religiösen Umfeld reifte all­mählich in Salvio der Entschluss, Priester zu werden. Es folgten vierzehn Aus­bildungsjahre (1889-1903) im kleinen und im großen Seminar von Vic, in denen sich Huix schon früh in ein Leben des Gebetes, des Einübens in das Hören auf Gott, des verbindlichen Gehorsams, des Studiums und des Apostolates einübte. Der Semina­rist Salvio war ein eifriger Student, der nicht nur äußerlich die Stu­dien absolvierte, sondern vor allem innerlich zu reifen versuchte, um sich bestmög­lich auf den Dienst an den Seelen vorzubereiten.

Mit fast 26 Jahren konnte Salvio Hiux am 19. September 1903 von Bischof Torrás y Bages zum Priester geweiht werden. Zunächst sandte ihn sein Bischof als Kaplan in verschiedene Pfarren der Diö­zese, um dort den Menschen den gekreuzigten und auferstandenen Christus zu verkünden und sie durch die Sakramente der Kirche zu immer tieferem Leben in der Verbindung mit Christus zu führen.

Zu dieser Zeit war die von 1723 bis heute bestehende Kongrega­tion des Oratoriums des hl. Philipp Neri von Vic ein bekanntes geistliches Zentrum, dessen Apostolat weit über die Stadt hinaus­ging. Die Kongregation des Oratoriums, bekannt als Weltpriestergemeinschaft ohne Gelübde, ist eine Gesellschaft Apostolischen Lebens Päpstlichen Rechts, die in der Verbindung von Kontempla­tion und Aktion dem apostolischen Leben der Kirche dient. Pater Adjutorio – ein Onkel von Salvio –, war Sodale dieser Kongregation des Oratoriums und zu jener Zeit noch in guter Erinnerung beim gläubigen Volk der Stadt. In Huix reifte allmählich der Entschluß „bis zum Tod“ für Christus arbeiten zu wollen. Die beste Vorausset­zung, sich für die Seelen der Gläubigen hingebungsvoll einzusetzen, sah er im Entwurf des Oratoriums verwirklicht. Mit 30 Jahren bat er um die Aufnahme in das Oratorium von Vic. Nach vier Jahren pas­toraler Erfahrung in einzelnen Pfarreien konnte er 1907 in die Kon­gregation des Oratoriums aufgenommen werden, wo er 20 Jahre wirken sollte. Dem heiligen Philipp nacheifernd, hörte er viele Stunden pro Tag Beichte. Der begabte Pater wurde ein immer be­gehrterer Beichtvater und Seelenführer, v. a. unter Jugendlichen und Männern. Seinen Dienst übte er stets geduldig, klug und väterlich aus. Damals standen die Oratorianer um 4.30 Uhr (an Sonn- und Feiertagen schon um 4 Uhr) auf, um nach einer Stunde Betrachtung für die Gläubigen im Beichtstuhl zur Verfügung zu stehen. Diesen verließen sie bis mittags nur, um die hl. Messe zu feiern. Am Nach­mittag und Abend hielten sie eine weitere Stunde Betrachtung und hörten wiederum mehrere Stunden Beichte. Unermüdlich besuchte er in den wenigen freien Stunden des Tages die Kranken, unter­richtete im Priesterseminar oder besorgte Angelegenheiten der Kongregation des Oratoriums. Seine Maxime war stets: Wenig schla­fen, viel beten und sich unaufhörlich dem Dienst an den Seelen widmen. In ganz Vic genoss er den Ruf, große Sünder und Menschen, die der Kirche den Rücken gekehrt hatten, auf den Weg des Glaubens zu­rückführen zu können.

Schon sehr bald sprach sich herum, dass P. Salvio ein exzellenter Beichtvater und ein großer Jugendseelsorger war, so dass er 1919 zum Leiter der Marianischen Kongregationen in Vic und zwei Jahre später zum Direktor für ganz Katalonien ernannt wurde. 1923 war es P. Huix, der die öffentliche Krönung einer Muttergottesstaute, der Herrin und Königin, im Flachland von Vic organisierte. Etwa zur selben Zeit gründete er auch die Kongregation der reinsten Jungfrau Maria und des heiligen Josef, um die jungen Familienväter zu einer tiefen Liebe zu Christus und zu seiner Kirche zu führen.

Die Talente des begabten Oratorianerpaters blieben auch dem Bi­schof von Vic nicht verborgen, der ihn mit der geistlichen Formung seiner Seminaristen beauftragte. Zwanzig Jahre wirkte er als Dozent am Seminar von Vic und lehrte Aszese und Mystik. Auf diese Weise formte er eine ganze Priestergeneration.

Er war Präpositus des Oratoriums von Vic, als er 1927 zum Apostolischen Administrator von Ibiza ernannt wurde. Der in Vic mit vielen Tränen verabschiedete P. Huix wählte sich anläßlich seiner Bischofsweihe am 15. April 1928 als Wappenspruch die Worte des heiligen Apostel Petrus: In verbo tuo laxabo rete - Auf dein Wort hin will ich die Netze auswerfen (Lk 5,5). Dieser bischöfliche Wahlspruch zeigte ganz deutlich die Priorität, die er sich für sein bischöfliches Wirken gesetzt hatte, ein wirklicher Nachfolger der Apostel unter den Menschen und ein guter Hirte der Kirche zu sein. Seine Bemühungen konzentrierten sich auf das Seminar, den Klerus, die Katholische Aktion, das Halten von Exerzitien sowie die Vereh­rung der Allerheiligsten Eucharistie und der Allerseligsten Jungfrau Maria. Letzteres brachte ihm den Spitznamen, „marianischer Bischof“ ein. Im Klerus bemühte sich der eifrige Bischof um eine Verbesse­rung der materiellen und spirituellen Situation seiner Priester. Im­mer und überall versuchte er, die Menschen für Christus zu begeis­tern. Von einem Besuch ad limina apostolorum in Rom brachte er allen seinen Priestern den damals gerade neu erschienen Katechismus von Kardinal Pietro Gasparri mit. Auf seiner Rückreise ermutigte der Bischof brieflich seine Diözesanen im Glauben festzustehen: „Wir fühlen uns … im Glauben erneuert und bestätigt, in kindlicher An­hänglichkeit dem Heiligen Vater treu ergeben, … und entschlossen zu einer größeren Treue, zu einer Treue bis zum Tod und wenn es sein muss – mit der Hilfe der göttlichen Gnade – bis zum Martyrium“ (Tibau Duran, N.: El Excmo. y Rvdm. P. Salvio Huix Miralpeix, C.O., Obispo de Lérida, Apuntes Biográficos, Lérida 1948, p. 115). Nur wenige Jahre später sollte er dann selbst diese große Treue zu Christus konkret unter Beweis stellen, eine Liebe zu Gott, die bis zum Martyrium ging.

Im September 1923 ergriff General Miguel Primo de Rivera (1870-1930) die Macht in Spanien – dies mit ausdrücklicher Zustimmung des Monarchen König Alfons XIII. Nach dem Scheitern der Diktatur und dem Sieg der Republikaner verzichtete Alfons XIII. auf den Thron. Am 14. April 1931 wurde die provisorische republikanische Regierung gebildet. Die Beziehungen zwischen der Katholischen Kirche und der republikanischen Regierung waren von Anfang an ungünstig. Am 11. Mai 1931 wurden die ersten Klöster in Madrid, Valencia, Sevilla und an anderen Orten niedergebrannt und es kam zu einem ersten ernsten Konflikt zwischen der Kirche und dem neuen Regime. Der Konflikt spitzte sich immer mehr zu: einzelne Bischöfe wurden des Landes verwiesen, die Rechte der Kirche wur­den durch die Verfassung sehr beschränkt, religiöse Orden, wie z.B. die Jesuiten, wurden aufgelöst, die Friedhöfe säkularisiert, die Ehe­scheidung eingeführt und die Kreuze in den Schulen mussten abge­nommen werden. Die Kirche protestierte gegen diese Art der Ver­folgung scharf.

Am 28. Jänner 1935 wurde Bischof Salvio Huix Miralpeix zum Bi­schof der Diözese Lérida (Katalonien) ernannt. In der kurzen Zeit, die ihm dort auf Erden noch zugedacht war, versuchte er die Ka­tholische Aktion und die Verehrung des Allerheiligsten Altarsak­ramentes zu fördern. Wenige Wochen vor dem Ausbruch des Bür­gerkrieges konnte er noch Eucharistische Tage feiern, um den Glau­ben an die reale Gegenwart Jesu Christi im Altarsakrament in seiner Diözese zu stärken. Eine der letzten Photographien zeigt ihn ge­meinsam mit den Alumnen im Garten des Priesterseminars.

Die Wahlen vom Februar 1936 fielen für die Volksfront (Linkspartei) günstig aus, die zu einem Angriff ansetzte, der schon viele Zeichen einer religiösen Verfolgung hatte: Innerhalb von nur sechs Wochen ereigneten sich 199 Überfälle und Raubdelikte, davon 36 in Kirchen; 178 Brände wurden gezählt, darunter 106 ausgebrannte und 56 zerstörte Kirchen. Am 18. Juli 1936 brach der Spanische Bür­gerkrieg (1936-1939) aus, in dem sich die Armee und die Nationa­listen zum Kampf gegen die „marxistische Revolution“ vereinigten. Die Bischöfe, Priester und Gläubigen stellen sich in der Mehrzahl auf die Seite der Nationalisten. In dem von den republikanischen Kräften kontrollierten Teilen Spaniens kommt es am Tag nach dem Militäraufstand zu einer Verfolgung und sodann auch zur Ermor­dung von Klerikern im großen Stil. Die Auseinandersetzungen for­derten von der Kirche Spaniens einen hohen Bluttribut.

Am 16. Juli feierte der marianische Bischof Huix das Fest Unserer Lieben Frau vom Berge Karmel in der Kirche, die sich auf dem An­wesen seiner Familie befand. Bis zum 21. Juli 1936, als die Republi­kaner den Bischofssitz von Lérida stürmten, konnte Bischof Salvio Huix sein apostolisches Wirken in seiner Diözese fortsetzen. Zu­nächst war er - wenn auch widerwillig - damit einverstanden, zu Bekannten zu flüchten, um seine Mitarbeiter zu retten. Als er jedoch erfuhr, welcher Gefahr sich seine Helfer aussetzten, verließ er in der Nacht des 23. Juli sein Versteck und stellte sich einer Wachmann­schaft, indem er seine Identität bekannt gab. Zusammen mit ande­ren Verhafteten wurde er sofort ins Gefängnis geworfen, wo er mit diesen die Leiden und versteckten Freuden des Gebetes und der Sakramente teilte - bis zur geheimen Spendung der Beichte und der Wegzehrung an seine Mitgefangenen, die um ihr Ende wussten. Alle starben, früher oder später, durch Kopfschüsse der Gewehrku­geln. Wegen ihres Zeugnisses und Amtes mussten 4184 Priester und Seminaristen, 2365 Ordensmänner und 283 Ordensfrauen sterben; sie wurden regelrecht aufgespürt. In der Diözese Lérida wurden 270 von insgesamt 410 Priestern ermordet.

Am Morgen des 5. August 1936, am Fest Unserer Lieben Frau vom Schnee, der Patronin Ibizas, um 3.30 Uhr, wurden alle geweckt. Es hieß zunächst, dass sie nach Barcelona gebracht würden, aber schon nach wenigen Kilometern kamen sie am Friedhof an, um dort erschossen zu werden. In der Morgenfrühe erteilte der Bischof noch allen die Absolution und bat darum, als Letzter getötet zu werden, um alle seine Gefährten im Martyrium segnen und bis zum Ende trösten zu können. Dieser letzte Wunsch wurde ihm gewährt, wie ein ehemaliger Aufseher später bezeugt hat: Bis zum Tod blieb der große Bischof von Lérida ein echter Hirte seiner Herde. Damit sollte sich erfüllen, was er schon vor vielen Jahren an alle Diözesanen geschrieben hatte: Wir wollen Christus bis ins Martyrium treu bleiben, wenn Gott es will. Vor seiner Verhaftung hatte er einem Bekannten sein Bischofskreuz übergeben mit der Bitte, es dem Heiligen Vater zukommen zu lassen, und ihm seine Treue gegenüber der Kirche zu versichern, für die er nun sein Leben bereit sei hinzugeben.

Schon bald nach dem grausamen Tod von Bischof Huix bemühte sich die Diözese Lérida um einen Seligsprechungsprozess. Bereits am 27. Juni 1952 konnte das Dekret super scriptis (Prüfung des Schriftenprozesses) erlassen werden. Am 9. Juni 1995 bestätigte die Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse in Rom die Gül­tig­keit des Informativprozesses. 1998 konnte endlich die Positio der Römischen Kongregation übergeben werden. Papst Bene­dikt XVI. hat am 27. Juni 2011 die Kongregation für die Selig- und Hei­lig­spre­chungen autorisiert, das Martyrium von Bischof Salvio Huix Miralpeix per Dekret zu promulgieren. Wie es im Dekret heißt, wur­de er „aus Hass auf den Glauben“ ermordet. Die Zahl der Opfer der Kir­chen­verfolgungen von 1934 und 1936-39 wird von dem spa­ni­schen Kirchenhistoriker Antonio Montero Moreno mit knapp siebentau­send angegeben. Knapp tausend sind bereits seliggespro­chen wor­den. Die Seligsprechungsfeier des Oratorianerbischofs und Mär­ty­rers sowie weiterer 521 Märtyrer erfolgte am 13. Oktober 2013 in Tarragona in Katalonien. Huix‘ star­ke Persönlichkeit bleibt bis heute ein leuchtendes Beispiel für die Frucht­barkeit des priesterlichen und bischöflichen Einsatzes und ein Zeug­nis in der totalen Selbsthingabe im Vertrauen auf Gott.

Bischof Edoardo Aldo Cerrato CO, Ivrea und P. Paul Bernhard Wodrazka CO, Wien

 

Literatur: Cerrato, E. A. u. Wodrazka, P. B.: Bischof Salvio Huix Miralpeix, der Märtyrerbischof von Lérida (1877-1936), in: Wodrazka, P. B. (Hrsg.): Philipp Neri und das Oratorium. Die Attraktivität seiner Botschaft. Mit ausgewählten Quellen oratorianischen Lebens. Mit einem Geleitwort von Kardinal Albert Malcolm Ranjith, Bonn 2012, pp. 294-298.

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