Erstes Hochamt zu Ehren des hl. Joseph Vaz

Wenige Tage nach der Heiligsprechung feierte Abt Maximilian von Stift Heiligenkreuz in Hochamt in St. Rochus

Am 16. Jänner 2015 haben wir in St. Rochus ein feierliches Hochamt zu Ehren des wenige Tage zuvor kanonisierten Oratorianers und Missionars Joseph Vaz gefeiert.

Eine besondere Freude und Ehre war der Besuch des Zelebranten dieser liturgischen Feier, Abt Maximilian Heim OCist vom befreundeten Stift Heiligenkreuz.

Weiter unten finden Sie seine großartige Predigt.

Außerdem hatten wir die ungewöhnliche Gelegenheit, daß verschiedene Inder und Srilankesen die Statue des neuen Heiligen auf ihre traditionelle Art schmückten. Auch sangen sie ein Lied zu Ehren des Missionars von Ceylon, das auf Sri Lanka üblich ist.

Die sehr schwere Statue war uns übrigens vor Jahren von einem damaligen Novizen des Stiftes aufopferungsvoll per Flugzeug von seiner Heimat mitgebracht worden. Eigentlich hatte er das Flugzeug mit diesem überdimensionierten und übergewichtigen Handgepäckstück nicht betreten dürfen; er weigerte sich jedoch, dieses aufzugeben, da er Sorge um die Sicherheit des kostbaren Gutes hegte. Schließlich wurde der Pilot auf die Patt-Situation aufmerksam und stellte seinen persönlichen Gepäcksbereich im Flugzeug unserem Oratorianer in Statutenform zur Verfügung. Heute steht er in einer Nische im Stiegenaufgang des Clausurbereiches unserer Kongregation, sodaß wir ihn täglich mehrfach sehen.

Zur Vervollkommnung der kulturell-liturgischen Synthese wurde die Messe großteils von einem Kärntner Kirchenchor gesanglich gestaltet.

Predigt von Abt Maximilian Heim OCist

Hochwürdigster Herr Apostolischer Delegat und Präpositus, lieber Pater Felix,
liebe Mitbrüder, liebe Schwestern und Brüder in Christus,

es ist für mich eine bewegende Stunde heute im Oratorium in Wien mit Euch gemeinsam Dank zu sagen für die Heiligsprechung eines großen Missionars des Evangeliums, wie ihn Papst Franziskus bei der Heiligsprechung bezeichnete, eines Priesters des Oratoriums, des heiligen Joseph Vaz. Ich freue mich, dass in dieser Stunde eine mit Blumen geschmückte Statue von ihm vor uns steht, die vor Jahren einer unserer Kandidaten für unser Sri Lanka-Klostergründungsprojekt zusammen mit Pater Wolfgang nach Österreich gebracht hat. Eine einfache, schlichte Statue, aber doch ein Ausdruck des lebendigen christlichen Glaubens auf dieser wunderschönen Insel Sri Lanka. In unserer globalisierten Welt ist es gut, wenn wir als Katholiken wissen, dass Grenzen von Ländern und Kontinenten für uns nicht entscheidend sind, sondern dass uns das Band des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe zusammenhält. So bin ich glücklich, dass auch heute in diesem Gottesdienst Gläubige, die in Indien oder Sri Lanka geboren wurden, unter uns sind und mit uns den neuen Heiligen Joseph Vaz feiern.

Geboren in Benaulim, einer Stadt in Goa, an der mittleren Westküste Indiens, war er das 3. von 6 Kindern eines christlichen Ehepaares. Die ganze Familie war religiös geprägt, so dass auch all seine Neffen Priester wurden. Nach der Matura studierte er Altphilologie an der Hochschule der Jesuiten in Goa sowie Philosophie und Theologie am Dominikanerkollegium St. Thomas von Aquin.

Mit 25 Jahren wurde er zum Priester geweiht. Bald wurde seine Predigtgabe entdeckt, so dass er eingeladen wurde in der Kathedrale der Hauptstadt zu predigen, Beichte zu hören und als geistlicher Begleiter zu wirken. In Kanara, auf dem Gebiet der Erzdiözese Goa, wo der Heilige Stuhl ein apostolisches Vikariat errichtet hatte, konnte er als apostolischer Vikar durch seine große Demut und Hingabebereitschaft wieder Frieden stiften. Immer stärker wurde in ihm der Wunsch, einem Orden beizutreten. Dies gelang aber nicht, weil alle bestehenden Orden damals nur europäische Kandidaten aufnahmen.

Am 25. September 1685 erlaubte der Erzbischof von Goa, dass Pater Joseph Vaz zusammen mit zwei indischen Priestern in einer Vita Communis ein Gemeinschaftsleben führen durfte. Zwei Jahre später wurden sie in die Kongregation des Oratoriums des hl. Philipp Neri aufgenommen. Dieses Oratorium, das erst 1706 durch Papst Clemens XI. bestätigt wurde, ist vermutlich die erste religiöse Gemeinschaft des lateinischen Ritus in Asien, die sich ausschließlich aus einheimischen Mitgliedern zusammensetze. Von Anfang an war die Kommunität mit Berufungen gesegnet, so dass Joseph Vaz seinem Ruf als Missionar nachkommen konnte. Er brach auf zur Insel Ceylon, dem heutigen Sri Lanka, besonders wegen der religiösen Verfolgung, die dort herrschte.

Ihm ging es wie dem Apostel Paulus, der an die Korinther schrieb: „Weh mir, wenn ich das Evangelium nicht verkünde. […] Ich habe mich für alle zum Sklaven gemacht, um möglichst viele zu gewinnen.“ (1 Kor 9,16;19) Gerade das Letzte nahm Joseph Vaz wörtlich: Nämlich wegen der religiösen Verfolgung verkleidete er sich als Sklave und Bettler und begann damit, Katholiken in Sri Lanka zu suchen. Die meisten von Ihnen hatten unter dem Druck der Verfolgung durch die damaligen calvinistischen Holländer ihren katholischen Glauben verborgen. Zaghaft begann er mit der Neuevangelisierung in Jaffna. Er führte viele katholische Christen zu den Sakramenten zurück, die er häufig nachts feierte. Dadurch gab er ihnen eine neue geistliche und moralische Kraft und kümmerte sich vor allem um Kranke und Leidende. Seine Tätigkeit zog jedoch bald die holländischen Obrigkeiten und den Zorn der Calvinisten auf sich. Daraufhin brach eine Verfolgung aus und es gab nicht wenige Märtyrer.

Pater Joseph Vaz wurde in das unabhängige Königreich Kandy in den Bergen von Sri Lanka gebracht. Dort wurde er verraten und musste zwei Jahre ins Gefängnis. Einem Wunder verdankt er schließlich die Wiedererlangung seiner Freiheit: 1696 gab es eine nie dagewesene Dürreperiode. Als die Gebete der buddhistischen Mönche nichts nützten, holte der König von Kandy Pater Vaz aus dem Gefängnis. Dieser errichtete auf dem Hauptplatz in Kandy einen Altar mit einem Kreuz. Kaum hatte er zu beten begonnen, regnete es auch schon. Es geschah etwas Außergewöhnliches: der Altar und der Priester blieben während dieses Regens trocken. Das wunderbare Geschehen beeindruckte den König so sehr, dass er Pater Joseph Vaz die Erlaubnis gab, überall im Land das Evangelium Christi zu verkünden und als Priester zu wirken.
Er missionierte die gesamte Westküste Sri Lankas von Jaffna bis Colombo. Dieser Teil der Insel ist auch heute noch stark vom katholischen Glauben geprägt. Pater Vaz erlernte die beiden Sprachen, die in Sri Lanka gesprochen werden, Tamil und Sinhala. Dabei diente er vor allem den Kranken und Leidenden. Sein Einsatz für sie während einer Pockenepidemie fand beim König solche Anerkennung, dass er sein Apostolat in größerer Freiheit fortsetzen durfte. Völlig durch seine missionarische Arbeit verausgabt, starb er 59-jährig am Freitag, dem 16. Jänner 1711, um Mitternacht. Seine letzten, mahnenden Worte zu den Patres, die ihn umgaben, waren: „Bedenkt, dass man im Augenblick des Todes nicht leicht das tun kann, was man während des ganzen Lebens vernachlässigt hat zu tun.“ Mit dem Namen Jesu auf den Lippen, hauchte er seinen Geist aus.

Die Gläubigen nannten ihn „Sammanasu Swami“ – „engelsgleicher Priester“ und der König von Kandy veranlasste ein großes Begräbnis in der von ihm errichteten Kirche in Kandy. Bei seinem Tod zählte die Kirche auf Sri Lanka 70.000 neue Katholiken. 30.000 von ihnen wurden durch Pater Vaz katholisch. Der seeleneifrige Priester errichtete insgesamt mehr als 200 Kirchen und Kapellen; zehn Priester führten sein Werk fort.

Als der heilige Papst Johannes Paul II. vor genau 20 Jahren 1995 Pater Joseph Vaz selig sprach, sagte er wörtlich: „Joseph Vaz gilt mit Recht der als der zweite Gründer der Kirche auf Sri Lanka. […] Er folgte dem Ruf des Heiligen Geistes und verließ seine Heimat und kam in ein Land, wo die Kirche über drei Jahrzehnte keine Priester mehr hatte. […] Als echter Jünger Jesu Christi nahm er mit Freude und Zuversicht unzählige Leiden auf sich in dem Wissen, dass sich auch in diesem Leiden Gottes Pläne erfüllten. Seine heroische Liebe […] trug ihm die Achtung aller ein.“

Hören auch wir auf den Missionsbefehl Jesu: „Geht hinaus in die ganze Welt, und verkündet das Evangelium allen Geschöpfen“ und vertrauen wir darauf, dass der Herr seinen Missionaren beisteht und die Verkündigung bekräftigt durch die Zeichen, die er auch heute geschehen lässt (vgl. Mk 16,15-20). Dann können wir, wie Joseph Vaz, Gottes Barmherzigkeit und versöhnende Liebe zu allen Menschen bringen gerade in unserer Zeit, die zerrissen ist, durch Hass, Ungerechtigkeit und Feindschaft.

Das Evangelium jedoch gibt uns den Auftrag, in Ehrfurcht vor den anderen und vor Gott Seine Liebe allen zu bringen, die sich nach Frieden, Gerechtigkeit und Versöhnung sehnen. Dazu helfe uns Maria, die allerseligste Jungfrau und Gottesmutter. Ihr weihte sich Joseph Vaz und bezeichnete sich selbst als „Sklave der Jungfrau Maria“ durch die vollkommende Hingabe an Jesus durch Maria – ähnlich wie der hl. Ludwig Maria Grignion von Montfort im 17. Jahrhundert. Der hl. Joseph Vaz möge uns helfen, Missionare der göttlichen Liebe zu den Menschen in dieser Welt zu werden.

Amen.

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