Botschaft des Hl. Vaters zum Philippsfest

An den verehrten
P. Mario Alberto Avilés CO
Generalprokurator der Konföderation des Oratoriums des Heiligen Philipp Neri

Das 500. Jubiläum des Geburtstags des heiligen Philipp Neri, der am 21. Juli in Florenz geboren wurde, bietet mir die glückliche Gelegenheit, mich geistlich mit der Konföderation des Oratoriums zu verbinden, um an denjenigen zu erinnern, der 60 Jahre lang in dieser Stadt so verdienstvoll gelebt hat, dass er die Bezeichnung „Apostel von Rom“ erhielt. Sein existenzieller Weg war tief gekennzeichnet von seiner Beziehung zur Person Jesus Christus und vom Bemühen, die ihm zur geistlichen Fürsorge anvertrauten Seelen auf Christus hin zu orientieren. Im Sterben empfahl er den Satz: „Wer etwas anderes sucht als Christus, weiß nicht, was er will; wer etwas anderes sucht als Christus, weiß nicht, wonach er fragt.“

Aus dieser glühenden Erfahrung der Gemeinschaft mit dem Herrn Jesus Christus erwuchs das Oratorium, eine kirchliche Realität, die durch ein intensives und fröhliches, geistliches Leben charakterisiert ist: Gebet, Hören auf und Gespräch über das Wort Gottes, die Vorbereitung auf und den würdigen Empfang der Sakramente, Bildung zum christlichen Leben mit Hilfe der Vorbilder der Heiligen und der Kirchengeschichte, Werke der Nächstenliebe zu Gunsten der Ärmsten.

Auch Dank des Apostolates des heiligen Philipp wurde das Bemühen um das Heil der Seelen wieder eine prioritäre Aufgaben der Kirche. Man verstand wieder neu, dass die Hirten bei ihrem Volk sein mussten, um es zu leiten und um den Glauben zu stützen. Philipp wurde der Führer so vieler, indem er das Evangelium verkündete und die Sakramente spendete. Besonders widmete er sich mit großer Hingabe bis zu seinem Lebensabend dem Dienst des Beichtehörens. Seine Beschäftigung war, kontinuierlich das geistliche Wachstum seiner Schüler zu fördern, indem er sie in den Härten des Lebens begleitete und sie die christliche Hoffnung lehrte. Seine Mission der „Seelenverfeinerung“ wurde sicherlich begünstigt durch die einzigartige Anziehungskraft seiner Person, gekennzeichnet durch menschliche Wärme, Freude,  Milde und Sanftheit.

Diese seine Eigenart hatte ihren Ursprung in der brennenden Erfahrung Christi und im Wirken des göttlichen Geistes, der ihm das Herz geweitet hatte.

Pater Philipp nutze in seiner Bildungsmethode die Fruchtbarkeit der Kontraste: verliebt in das persönliche und einsame Gebet, lehrte er im Oratorium, in brüderlicher Gemeinschaft zu beten. Stark asketisch auch in körperlicher Hinsicht in seiner Buße, schlug er statt dessen innere Abtötungen vor, die von der Freude durchdrungen waren und die Ernsthaftigkeit des Spiels beinhalteten.

Als leidenschaftlicher Verkünder des Wortes Gottes, predigte er wortkarg, indem er sich auf wenige Sätze beschränkte, wenn er die Gemüter sammelte. Dies war das Geheimnis, welches aus ihm einen authentischen Vater und Seelenführer machte. Seine geistliche Vaterschaft schien durch sein ganzes Wirken, charakterisiert durch das Vertrauen in die Personen, durch das Fliehen vor dunklen und finsteren Tönen, durch den Geist des Festes und der Freude, durch die Überzeugung, dass die Gnade die Natur nicht unterdrückt, sondern sie heilt, sie stärkt und vollendet.

Der heilige Philipp Neri bleibt ein leuchtendes Modell für die andauernde Mission der Kirche in der Welt. Die Perspektive seiner Annäherung an den Nächsten, um allen die Liebe und die Barmherzigkeit des Herrn zu bezeugen, kann ein wertvolles Beispiel für Bischöfe, Priester, Personen geweihten Lebens und gläubige Laien sein. Seit den ersten Jahren seiner Präsenz in Rom übte er ein Apostolat der persönlichen Beziehung und der Freundschaft, die ein privilegierter Weg sind, den Zugang zur Begegnung mit Jesus und dem Evangelium zu öffnen. So bezeugt es sein Biograph: „Er glich sich den Einzelnen an, bald an diesen, bald an jenen, und alle wurden bald seine Freunde.“

Er liebte die Spontaneität, floh alles Gekünstelte, wählte die unterhaltsamsten Mittel, um zur christlichen Tugend zu erziehen, gleichzeitig schlug er eine gesunde Disziplin vor, die die Übung des Willens einschloss, um Christus  im Konkreten des eigenen Lebens aufzunehmen.

Seine tiefe Überzeugung war, dass der Weg zur Heiligkeit auf der Gnade einer Begegnung gründet – der mit dem Herrn – zugänglich jeder Person, in was für einem Zustand auch immer und unter egal welcher Bedingung – ihn mit dem Staunen des Kindes zu empfangen.

Der Zustand permanenter Mission der Kirche verlangt von Euch, den geistlichen Söhnen des heiligen Philipp, sich nicht mit einem mittelmäßigen Leben zufriedenzugeben. Im Gegenteil, in der Schule Eures Gründers seid Ihr herausgerufen, Menschen des Gebets und Zeugen zu sein, um die Personen zu Christus zu ziehen. In unseren Tagen, besonders in der Welt der Jungendlichen, die Pater Philipp so lieb waren, braucht es besonders Personen, die beten und die zu beten lehren können. Mit seiner „intensiven Liebe zum Heiligsten Sakrament der Eucharistie – ohne das er nicht leben konnte“, wie es ein Zeuge im Kanonisierungsverfahren aussagt, lehrt er uns, dass die Eucharistie, die gefeiert, angebetet und aus der gelebt wird, die Quelle ist, zu der man hinzieht, wenn man zum Herzen der Menschen spricht. In der Tat, „mit Jesus Christus entsteht und wächst je neu die Freude“ (Evangelii gaudium, 1). Diese Freude, charakterisiert durch den oratorianischen Geist, möge immer das grundlegende Klima Eurer Gemeinschaften und Eures Apostolates sein.

Der heilige Philipp wandte sich liebevoll an die Madonna mit der Anrufung: „Jungfrau und Mutter, Mutter und Jungfrau“, überzeugt, dass diese beiden Titel das Wesentliche Mariens ausdrücken. Sie begleite Euch auf dem Weg Eurer immer tieferen Angleichung an Christus und im Bemühen eines immer wahrhaftigeren Eifers, das Evangelium zu predigen und zu bezeugen. Indem ich Euch bitte, für mich und für meinen Dienst zu beten, sende ich mit diesen Gedanken einen besonderen Apostolischen Segen, den ich von Herzen allen Mitgliedern der Kongregationen des Oratoriums, den Laien des Oratorium Saeculare und allen, die mit Eurer geistlichen Familie assoziiert sind, erteile.

Aus dem Vatikan, 26. Mai 2015

Franziskus

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